Knastschwestern und -brüder

Liebe Friedensfreundinen und Friedensfreunde,

Erika Drees ist nicht mehr im Roten Ochsen in Halle inhaftiert, sondern in der JVA Eisleben, Friedensstraße 40, 06295 Lutherstadt Eisleben. Nach Auskunft eines Ihrer Freunde wird sie dort respektvoll und freundlich behandelt. In einigen Städten Ostdeutschlands finden Mahnwachen gegen ihre Inhaftierung statt. Also: Die Solidaritätspost bitte nach Eisleben!

Liebe Grüße
Helmut Jaskolski
Kurt-Schumacher-Str. 30
50374 Erftstadt
Tel. 02235-5786


Liebe Mitdenkerlnnen und vielleicht auch MitbeterInnen,

darf ich Euch (Sie) mit dem heutigen Zitat von Martin Luther King aus dem Büchlein "Frieden stiften jeden Tag" begrüßen?

Die Feigheit fragt: "Ist es sicher? Die Eitelkeit fragt: "Ist es beliebt? Die Erfahrung fragt: "Scheint es politisch sinnvoll?" Das Gewissen aber muss fragen: "Dient es der Gerechtigkeit?" Und hier kommt die Situation, wo wir Stellung beziehen müssen und handeln, obwohl unser Handeln nicht sicher, politisch sinnvoll erscheint oder populär ist, einfach weil es der Gerechtigkeit dient.

Ihr merkt schon, dies ist ein sogenannter "Knastrundbrief" und das o.g. Büchlein mit 365 Losungen für jeden Tag des Jahres wird uns in der Isolation mit vielen von Euch täglich verbinden. Also, Wolfgang Stemstein aus Stuttgart und ich gehen am 7. Mai in die für uns zuständige Haftanstalt, er nach 72108 Rottenburg, Am Schloss 1, und ich nach 06108 Halle, Am Kirchtor 20. Bei der Festnahme von den sieben zivil ungehorsamen Leuten am 7.April 2002 auf dem Fliegerhorst Büchel bei Koblenz habe ich den Beamten die folgende Begründung für unser Tun abgegeben:

An diesem Ort hält die amerikanische Regierung Atombomben einsatzbereit. Der angekündigte Ersteinsatz von Atomwaffen im Rahmen der neuen amerikanischen Nuklearstrategie gefährdet alles Lebendige auf unserer Erde. Wir haben heute den Zaun, der dieses mörderische Geheimnis vor der Öffentlichkeit verbirgt, durchtrennt, damit alle vom Atomkrieg bedrohten Menschen es wissen und dagegen protestieren können. Ich fühle mich verpflichtet, vor dem völkerrechtswidrigen Verbrechen eines atomaren Erstschlages mit allen gewaltfreien Mitteln zu warnen, und nehme die Konsequenz meines Tuns auf mich.

Dieser zivile Ungehorsam (Straftatbestand: Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung) ist nur dann glaubwürdig, wenn wir die juristische Auseinandersetzung und deren Konsequenz annehmen. Wir wurden am 5. November 2002 zu 6 Wochen Haft ohne Bewährung verurteilt, der Gang ins Gefängnis ist quasi eine Fortsetzung unseres Protestes gegen die wieder zunehmende Bedrohung der ganzen Schöpfung durch Massenvernichtungswaffen. Bitte bedauert uns nicht, sondern unterstützt uns durch Weitersagen des Büchel/Ramstein-Skandals und der völkerrechtswidrigen Angriffskriegführung mit Streubomben und Depleted Uranium-Geschossen, denn damit geschieht schon Massenvernichtung, auch ohne klassische ABC-Waffen! Ein Freund unserer lokalen Bürgerinitiative OFFENe HEIDe hat unsere Art, Widerstand gegen den hiesigen Panzertruppenübungsplatz zu leisten folgendermaßen verdichtet:

Hygiene-Kontrolle (von Rigbert Hamsch)

Sein Schambereich bedeckt der Staat

mit Warngeschild und Stacheldraht

Er schämt sich halt, sucht schüchtern Schutz

vor Bürgers Blick auf üblen Schmutz.

Drum lehrt man ihn die Reinlichkeit,

wenn nachschaut man von Zeit zu Zeit!

Auf Wiedersehen!