Söldnerheere
Kommentar von Traute Kirsch
Söldnerheere: Das ist die Lösung der Großkonzerne für das, was sie als ihr Problem ansehen, nämlich den immer noch bestehenden Einfluss der Politik auf kriegerische Entscheidungen. Mit der Abschaffung der Wehrpflicht könnten sie dies Problem spielend lösen.
Die Politik hat dann keine Verantwortung mehr für die Soldaten. Da natürlich auch wieder das Geld zur angemessenen Finanzierung des Berufsheeres fehlen wird, ergibt sich die Lösung der Privatisierung ganz von selbst. Entscheidungen über Krieg und Frieden würden damit auf die Vorstandstagen der Großkonzerne übertragen werden.
Wirtschaftskriege werden dann direkt von Wirtschaftsunternehmen geführt, zur Disziplinierung unbotmäßiger Untertanen, zur Sicherung von Rohstoffen (Wasser usw.) vielleicht auch eines nicht allzu fernen Tages zum Kampf unter einander.
Man mag den Krieg der Konzerne unter einander als Horrorvision ablehnen; Doch es ist realistisch die Abschaffung der Wehrpflicht als Schritt hin zu Söldnerheeren, die Rohstoffquellen gegen die Bevölkerung zu verteidigen haben, einzuschätzen.
Deshalb sollte die Friedensbewegung, statt die politischen Überlegungen zur Abschaffung der Wehrpflicht zu begrüßen, zum Widerstand dagegen mobilisieren.
Dies ist übrigens wieder ein Beispiel dafür, dass es nicht die EU ist, der wir die verhängnisvollen Entwicklungen der letzten Jahre zu verdanken haben.
Die politische Selbstentmachtung erfolgte und erfolgt auf nationaler Ebene. Die EU ist allenfalls ein Ergebnis der vollzogenen Entmachtung der Politik in den Nationalstaaten.
Zwei Anmerkungen brennen mir noch auf der Seele:
1. Es sind wieder die Grünen, die sich - wie einer Verlautbarung zu entnehmen war - für die Abschaffung der Wehrpflicht ausgesprochen haben - und damit die politische Selbstentmachtung vorantreiben.
2. Sollten diese Pläne zur Abschaffung der Wehrpflicht nicht endlich für ATTAC Anlass sein, die kritische Position zur Globalisierung, hinter der sich in Wirklichkeit ja der Feldzug der Neoliberalen verbirgt, umzuwandeln in die einer strikten Gegnerschaft?
Wo bleibt der Aufschrei?
Beverungen, 8. Mai 2004
Für 10.000 Dollar in die Hölle, Hintergrundartikel in der
Süddeutschen
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