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Cost of the War in Iraq
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20. April 2004:

Angekündigte Katastrophe - von Brigitte Kols,
Afrika-Korrespondentin der Frankfurter Rundschau

Kann man den Menschen in Darfur noch mit irgendwas helfen? Nicht viel mehr als "irgendwas" ist jedenfalls das, worauf sich der UN-Sicherheitsrat einigen kann. Und Khartum zittert nicht, sondern begrüßt den Beschluss. Nach diplomatischen Waschgängen, denen die Sudan-Resolution der USA wegen hartnäckigen Widerstands etlicher Staaten mehrfach unterzogen wurde, kommt kaum mehr heraus als ein neues Kapitel in der Chronik einer angekündigten Katastrophe.

Genüsslich wird die alte Litanei vom Versager UN nun wieder heruntergebetet werden, als sei die Stärke der Weltorganisation nicht vom Willen ihrer Mitgliedstaaten abhängig, ihr diese zu verleihen. Dass Ökonomie allemal Moral schlägt in einer auf Globalisierungsprofite schielenden Welt, dafür bietet der Fall Sudan allerdings ein weiteres Lehrbeispiel. So werden denn mächtige Staaten im Sicherheitsrat beim Kampf um die Wahrung der Menschenrechte in Darfur schwach, weil Karthum seine Stärke ausspielt: Erdöl. Den Vertragsköder zum weiteren Ausbau des Ölgeschäfts dürfte Sudan kaum zufällig genau jetzt ausgelegt haben. Und nicht nur Firmen aus China oder den Arabischen Emiraten, sondern auch aus Europa (Frankreich, Großbritannien) haben ihn geschluckt. Ökonomische Sanktionen oder Sperrung der Auslandskonten machen sich da schlecht. Russland macht gar noch ungeniert Geschäfte mit Kampfflugzeugen. Da mag man ruhig ein Waffenembargo verhängen, wenn alle Seiten längst reichlich mit Kriegs- und Schießgerät versorgt sind. Zu einfach macht es sich jedoch, wer auch im Sudan-Fall nur empört ausruft: It's the economy.

Auch politisch birgt Afrikas größter Flächenstaat ein solches Knäuel von Problemen, dass kaum jemand wagt, an einzelnen Fäden zu ziehen. Sudan ist kaum losgelöst von Irak und Afghanistan zu sehen, die nach Militärinterventionen alles andere als befriedet sind. Ein weiterer implodierender und zerfallender Staat treibt einer Weltgemeinschaft, die die Folgen zu bewältigen hätte, den Angstschweiß auf die Stirn. Wegen des Irak-Kriegs ist zudem das Misstrauen in der arabischen Welt gegen die USA so groß, dass es wohl ein Fehler war, ausgerechnet Washington zum Überbringer der Sudan-Resolution im UN-Sicherheitsrat zu machen. Die EU wäre zu mehr aufgerufen gewesen als sich an der Druckkulisse zu beteiligen, die "die Staffeldiplomatie" aufbauen sollte. Schließlich: So richtig es ist, dass die Europäer die Afrikanische Union zu einer "afrikanischen" Lösung der Krise auffordern, so sicher ist auch, dass der Kontinent, der schon jetzt seiner zahlreichen Kriege nicht mehr Herr werden kann, damit allein überfordert ist. Für die Menschen in Darfur ist gleichgültig, ob sie Opfer ökonomischer oder politischer Interessen werden. Wegschauen hilft nicht: Es geht nicht um eine angekündigte Katastrophe. Sie ist längst da.